Damit Kinder auch auf dem Schulweg und beim Spielen im Freien Gefahren im Straßenverkehr besser erkennen, helfen ihnen die Puppen Freddy Fair, Lisa und Tom. Das macht das Puppentheater der Polizei für Erstklässler so besonders.

Der Raum ist dunkel und alle Kinderaugen sind gebannt auf die Bühne gerichtet, in der Aula des Weiterbildungskollegs am Danziger Platz. Dort spielt sich eine spannende Szene ab: Tom fährt mit seinem Tretroller den steilen Bürgersteig runter und hat prompt einen Unfall mit einem Auto. Ein blondes Mädchen im Publikum schlägt erschrocken die Hand vor den Mund. Das Stück

„Freundschaft in Gefahr« der Verkehrspuppenbühne Krefeld fesselt die Erstklässler sichtlich. Die Gliederpuppen Lisa und Tom zeigen Erstklässlern, worauf man im Straßenverkehr achten muss und dass schnell Unfälle passieren, wenn man nicht aufpasst. 

„Dieses Jahr haben wir bis auf eine Schule alle hier vor Ort«, sagt Stephanie Schepers, Leiterin der Verkehrsunfallprävention. Das Stück richtet sich an Kinder im ersten Schuljahr. Heute sind vier Klassen zu Besuch. Die Kinder hätten fast alle mit modernen Medien zu tun, aber das altmodische Puppentheater sei etwas Besonderes, sagt Stephanie Schepers. Das merkt man den Schülern an, die vor der Aufführung ganz aufgeregt sind. Verkehrssicherheitsberaterin Lisa Schepers spielt die Puppe Lisa und ist auch ein wenig aufgeregt. Man wisse nie, was kommt: ,,Es ist wunderschön, auf der Bühne zu stehen, da die Kinder so gut mitmachen.” 

Das Stück ist interaktiv. Das beginnt schon mit dem Aufwärmen vor dem Stück, bei dem die Erstklässler vor ihrem Platz stehen und Beine und Ohren ausschütteln. Im Stück versucht Verkehrssicherheitsberaterin Manuela Letzelter herauszufinden, wie es zu Toms Unfall kam, und im wilden Durcheinander schildern ihr die Kinder, was sie soeben gesehen haben: Tom hat mit Lisa an einer Straße gespielt. Das ist unsicher und obwohl ihn Lisa vor der Gefahr gewarnt hat, ist er mit dem Roller den steilen Bürgersteig runtergefahren. Dabei ist er auf die Straße gekommen und vom Auto angefahren worden. Sein Helm hat ihn vor Schlimmerem geschützt. 

Am Ende wird das Gelernte dann in einem Merkspruch gemeinsam gesungen. Dabei ist der Bordstein die Grenze zur Straße, an der man stoppen muss, also ein „Stoppstein ”: ,,Am Stoppstein, da ist halt«, die Kinder stampfen auf. ,,Damit es dort nicht knallt«, sie klatschen. ,,Zu beiden Seiten zweimal sehen«, sie schauen zweimal nach rechts und links. ,,Wenn frei ist, darf ich gehen. Nicht rennen”, eine Rennbewegung auf der Stelle, ,,und nicht pennen«. Die Hände werden gefaltet neben den Kopf gelegt, um das Schlafen zu simulieren.

 

Damit die Kinder alles verstehen, setzt das Stück auf Wiederholungen. Toms Freundin Lisa überquert mehrfach die Straße korrekt. Und auch die Interaktion mit Manuela Lentzelter dient dazu. Genau bei der Wiederholung möchte die Puppenbühne anknüpfen. ,,Wir treten im Vorfeld an die Kindergärten heran, und da gibt es ein Bordsteintraining”, sagt Stephanie Schepers. Zusammen mit der Handpuppe Freddy Fair und dem Bezirksbeamten der Polizei lernen die Kinder schon dort, wie man die Straße richtig überquert, wo man sicher spielen kann und wo es Gefahren gibt. An dem Termin im Kindergarten nehmen auch die Eltern teil. ,,Da wird den Eltern vermittelt, dass Kinder in dem Alter noch sehr impulsiv sind”, sagt Stephanie Schepers. In der Grundschule soll nach dem Puppentheater das Thema Verkehrssicherheit zusätzlich im Unterricht behandelt werden. In Krefeld klären seit den 196oer Jahren Puppen die Kinder über das Verhalten im Straßenverkehr auf. 

Aktuell sei dies besonders wichtig, sagt Stephanie Schepers: ,,Ich merke, dass wir aufgrund von Problematiken wie zum Beispiel Elterntaxis mehr aufklären müssen.” Sie wünsche sich, dass die Elterntaxis verschwinden. ,,Wenn ich meine Kinder immer mit dem Auto bis zur Schule bringe, werden sie nicht so schnell selbstständig”, erklärt sie. Die Kinder haben dadurch weniger Routine im Straßenverkehr, keine Bewegung an der frischen Luft vor dem Unterricht und auch die Interaktion mit den Klassenkameraden vor der ersten Stunde fehle dadurch.

 

Den Schulweg können Eltern gemeinsam mit ihrem Kind trainieren, sagt Stephanie Schepers. Wenn man das Kind die erste Zeit noch begleite, dann werde es einem irgendwann selber signalisieren, wenn es sich sicher genug fühle.

 

Hintergrund zu dem Stück

Entwicklung Es dauerte ungefähr ein Jahr das Stück zu entwickeln. Seit 2020 ist es im Programm. Man habe im Stück einbezogen, wie Kinder aktuell am Verkehr teilnehmen, eben auch mit Rollern, sagt Stephanie Schepers.

 

Videos Währende der Pandemie 2020 und 2021 wurden keine Schulen ins Puppentheater eingeladen. Es wurden Videos produziert, die über den Youtube­ Kanal „Polizei NRW Kids” zu finden sind.

VON CHIARA SANTALUCIA (erschienen in der Rheinischen Post)