Reinrufen statt Aufzeigen ist an diesem Morgen in der Aula der Schule am Danziger Platz ausdrücklich erwünscht. 100 Grundschulkinder aus den vier Eingangsklassen der Sollbrüggenschule schauen sich zusammen das Stück der Puppenbühne „Freundschaft in Gefahr” an. Nicht nur die Freundschaft der beiden besten Freunde Tom und Lisa ist darin in Gefahr, sondern auch Toms Leben. Der sucht mit seinem neuen Roller auf einer steilen Straße mit Kurve das Abenteuer, kommt davon ab und auf die Fahrbahn – direkt vor die Räder eines heranbrausenden Autos. Wumms. Tom landet im Krankenhaus.

 

Wie es überhaupt so weit kommen konnte und wie Kinder im Voraus solch gefährlichen Situationen möglichst vermeiden können, erzählen in dem knapp einstündigen Puppentheaterstück Freddy Fair, die lustige Symbolfigur der Initiative „Krefelder Fairkehr”, die echte Polizistin Manuela wie auch die beiden Handpuppen Lisa und Tom.

 

Zum Leben erwecken sie Manuel Többen und Lisa Schepers, Manja Schmitt führt in das Stück ein und übernimmt Technik sowie Zwischensequenzen und Manuela Letzelter klärt als Polizistin mithilfe der jungen Zuschauer in dem Stück das Unfallgeschehen auf. Denn in dem interaktiven Stück geben die Mädchen und Jungen ihre Beobachtungen durch Zuruf an die Bühne weiter. Gleichzeitig nehmen sie wichtige Botschaften für ihren Schulalltag und das Spielen auf der Straße mit nach Hause.  

„Wir setzen in dem Puppenstück viel auf Wiederholungen”, erzählt Stephanie Schepers, die Leiterin der Verkehrsunfallprävention bei der hiesigen Polizei. Ein Jahr lang haben drei ihrer Verkehrssicherheitsberaterinnen sowie Manuel Többen, Regierungsangestellter für Verkehrssicherheitsberatung und ausgebildeter Erzieher an dem Stück gearbeitet. Die Verkehrspuppenbühne ist einer von drei Bausteinen der gemeinsamen Initiative „Krefelder Fairkehr”, die seit 1999 mit ihrem Präventivprogramm Kinderunfälle verhindern will. Vor 25 Jahren war Krefeld eine der bundesdeutschen Großstädte mit den höchsten Unfallzahlen. Seither hat sich die damalige Zahl von 169 Kindern (unter 14) auf 73 mehr als halbiert (2021).

 

Der erste Baustein ist das sogenannte „Bordstein-Training”. Dazu geht Manuel Többen mit Freddy Fair bereits in die Kindertagesstätten und verknüpft dabei das Wort Bordstein mit Stoppstein und einem dazugehörigen Reim. Den die meisten kleinen Zuschauer der Puppenbühne (zweiter Baustein) mit Inbrunst schon aufsagen und zu guter Letzt sogar mit Freddy Fair singen können. Er lautet: ,,Am Stoppstein da ist Halt, damit es dort nicht knallt. Zu beiden Seiten zweimal sehen – 1, 1, 2, 2 – und wenn dann frei ist, darf man gehen. Nicht rennen und nicht pennen!” 

In dem dritten Baustein wird das zuvor Erlernte in einer Unterrichtseinheit weiter vertieft. ,,Wir wollen, dass Kinder selbstständig und sicher ihren Schulweg gehen können und Gefahren erkennen”, sagt Stephanie Schepers. Die Grundregel dafür haben die Erstklässler der Sollbrüggenschule gelernt.

von Yvonne Brandt (erschienen in der WZ)